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Die Frage nach Sinn im Leben stellt sich häufig in Krisen und Umbruchphasen. Die meisten Erwachsenen über 30 Jahren haben sich die Frage, was dem eigenen Leben Sinn verleiht, schon einmal gestellt. Manchmal entpuppt sich das, was dem eigenen Leben Sinn gab, als zerbrechlich: Trennungen im privaten und beruflichen Bereich werden oft als Sinnkrise erlebt. Schwere Krankheiten und der Tod naher Menschen hinterlassen gleichfalls Desorientierung. In dem Licht der Sinnhaftigkeit betrachtet, erscheint vielleicht Vieles unbedeutend.

Die Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens 

Ausrichtung auf Wachstum

Der Begriff „Sinn“ findet sich auch im Zusammenhang mit den „Sinnen“ und hat hier etwas mit Wahrnehmung zu tun. Unsere Sinne nehmen die Umwelt wahr. Durch die Verarbeitung im Gehirn entstehen Handlungsimpulse. Wir reagieren auf das, was uns im Außen begegnet.

Die Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns erklärt sich allerdings nur aus einem inneren Bewertungsprozess. Wir selbst geben unserem Handeln und unserer Existenz einen Sinn. Sinn ist nichts, was wir einfach so vorfinden. Was unsere Eltern für sinnvoll hielten und was Kultur oder Religion vorgeben, muss sich nicht mit unserer eigenen Bewertung decken. Bei der Frage nach dem Sinn sind wir auf uns selbst zurückgeworfen.

Das menschliche Leben hat nach meiner Überzeugung eine Ausrichtung auf Wachstum und Vertiefung. Das, was einmal getragen hat und voller Sinn war, kann für die Zukunft sinnlos und wenig erfüllend sein. Die Sinnfrage stellt sich also immer (auch) im Hinblick auf die Zukunft.

Umbrüche und Neuorientierung

In meinem Leben stellte sich z.B. eine tiefe Sinnkrise ein, als ich mir eingestehen musste, dass mir die Arbeit als Jurist trotz sehr guter Karriereaussichten auf Dauer wenig Erfüllung bot. Ich wollte näher mit Menschen arbeiten und erleben, dass meine Arbeit eine dauerhaftere Wirkung zeigte. Nach zähen inneren Ringkämpfen gelang mir der Kurswechsel. Mit der immer klarer werdenden Neuorientierung waren gleichzeitig Existenzängste zu bearbeiten und zahlreiche alte Glaubenssätze über Bord zu werfen. Als besonders hartnäckig erwiesen sich alte und lange Zeit nicht hinterfragte Konditionierungen aus Kindheitstagen.

Das Infragestellen und Überprüfen meiner bisherigen Werte war sehr lohnend. Auch heute, nach fast 20 Jahren, erlebe ich meine Arbeit als Berater, Coach und Mediator immer noch als sehr erfüllend. Auf mein Herz zu hören, hat mich innerlich wachsen lassen. Nachdem viele alte Konditionierungen überwunden sind, fühle ich mich freier als jemals zuvor in meinem Leben.

Vieler meiner Klientinnen und Klienten kommen zu mir in einer Phase, in der sie sich noch nicht richtig vorstellen können, dass ihr Leben sich (wieder) erfüllt und lebendig anfühlen kann. Zu tief sitzt der Stachel des Verlassen-Worden-Seins, der Kündigung oder einer ähnlichen Erfahrung.

Manchmal ist erst eine Trauerphase zu durchlaufen, bevor der Blick wieder nach vorn gerichtet werden kann. Oft steht der Wunsch im Vordergrund, dass doch möglichst schnell alles wieder gut werden möge. Damit ist dann nicht ein lebensbejahendes Loslassen, sondern die Wiederherstellung eines früheren Zustandes gemeint. Erst wenn deutlich wird, dass die Vergangenheit wirklich vergangen ist, kann der Blick wieder in die Gegenwart und Zukunft gerichtet werden.

Dieser Blickwechsel erfordert neben der inneren Bereitschaft vor allem eines: Zeit.

Der Glaube, die Sinnsuche mal eben zwischen Arbeit, Familie und Haushalt erledigen zu können, entpuppt sich gerade für die beruflich und/ oder privat sehr Engagierten als Stolperstein. Wird die Auseinandersetzung mit dem wichtigen Thema des Lebenssinns vermieden, stellen sich schnell physische und psychische Erkrankungen ein. In ihrer Folge wird die Frage dann mit Verzögerung doch noch größere Bedeutung gewinnen.

Sinn gibt Identität

Haben wir die Frage nach dem Sinn beantwortet, gibt uns die Antwort Identität. Sie gibt uns Orientierung und damit eine innere Ruhe und Gelassenheit. In Coachings können die Arbeit mit inneren Wertehierarchien und das Hineinspüren in Zukunftsszenarien eine wichtige Erfahrungsquelle werden. Oft zaubert eine frisch gewonnene Erkenntnis unmittelbar ein Lächeln auf das Gesicht meiner Klientinnen und Klienten.

In der Folge muss die Erkenntnis über die eigene künftige Rolle im Leben aber auch noch in den Alltag integriert werden. Ist das Ziel aber bereits klar geworden, können Umbrüche und Veränderungen leichter gemeistert werden. Sind die mit der Neuorientierung verbundenen Ängste erst einmal überwunden, steht für das Leben viel mehr Kraft zur Verfügung. Zunehmende Leichtigkeit und Freude sind sichere Anzeichen, dass das eigene Leben mit tragfähigen Werten im Einklang ist.

Die Veränderlichkeit der Welt und des eigenen Ichs akzeptieren

Irgendwann kommt es dann möglicherweise darauf an, mit dem in sich selbst gefundenen Lebenssinn nicht zu starr zu werden. Wie sich die inneren Werte verändern, so ändert sich auch die Lebensausrichtung. Muss ich zum Beispiel aufgrund des Älterwerdens oder einer sich bildenden Krankheit dem Wert „Gesundheit“ ein höheres Gewicht in meinem Leben einräumen, so beeinflusst dies auch die anderen Werte. Vielleicht kann ich nicht mehr so viel arbeiten und muss mir eine Hinwendung nach innen zugestehen. Hier warten vielleicht eine Vertiefung und ein Wachstumsprozess auf mich, den ich in jungen Jahren nicht für möglich gehalten hätte.

Vertiefungsfragen

  • Wann und wie hat sich in Ihrem Leben die Frage nach Sinn gestellt?

  • Wie sind Sie mit dieser Frage umgegangen?

  • Gab es oder gibt es ein Ergebnis?

  • Wie zufrieden sind Sie aktuell mit Ihrem Leben und inwieweit könnte die Antwort etwas mit Ihren inneren Werten zu tun haben?

  • Was würden Sie tun, wenn Sie nichts tun „müssten“?

  • Was hindert Sie daran, jetzt in der Gegenwart glücklich zu sein und was brauchen Sie, um das Hindernis zu beseitigen?

  • Wie würde Ihr Leben aussehen, wenn Sie sich entscheiden würden, ein vollkommen glückliches Leben zu führen?

 

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